Sohn des Rb. Aaron Gugenheimer, 1846-48 zweijähriges Studium an der Univ. München, kehrt dann nach Kriegshaber zurück, 20. Dez. 1850 prom. München „cum nota profectus eminentis“
als „Rabbinatscandidat in Wien“ Beitritt zur Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (ZDMG 1851, S. 134, Nr. 317). Lernt bei S. R. Hirsch in Mikulov (Nikolsburg) und kommt mit diesem 1851 nach Frankfurt/M., 1853 aus Wien Bewerber in Fulda. 1853 Kreisrb. in Cieszyn (Teschen), Österr.-Schlesien, 30. Nov. 1856 einstimmige Wahl als Rb. in Úsov (Mährisch-Aussee) mit 599 fl. Gehalt, März 1859 Rb. in Székesfehérvár (Stuhlweißenburg), Ungarn
wegen Gemeindeopposition gegen seine kämpferisch orthodoxe Einstellung im März tritt er 1861 von seinem Posten zurück und nimmt das Rt. in Kolín an. Der „heilige Mann von Kolin“ (Ad. Jellinek) vertrat mit Sam. Freund als einzige Rb. Böhmens die Position der ungarischen Trennungsorthodoxie im Kompert-Prozeß. G. war verheiratet mit Sara Hirsch (geb. 1834 in Oldenburg), der Tochter seines Mentors, die als Schriftstellerin unter dem Pseudonym „Friedrich Rott“ publizierte. Sein Sohn Raphael Guggenheimer (1862-1916) folgte ihm im Amt.
Dissertation
De philosophia religionis Abrahami f. Davidis, Diss. München 1850; Druckausgabe Die Religions-Philosophie des R. Abraham ben David ha-Levi nach dessen ungedruckter Schrift „Emuna rama“ in ihrem inneren und historischen Zusammenhange entwickelt, Augsburg 1851, ix + 59 S.; Rezension AZJ 1851, S. 117f.
Dokumente
UA München, G-IX-7, Bd. 6, Nr. 1266, Promotionsakten
ŽM Prag, Nr. 3.891, zur Wahl in Úsov. Das Anstellungsdekret datiert vom 15. Dez. 1856
ZA Brünn, Moravské místodržitelství presidium, sign. 2/20, vom 24. Jan. 1859, Über seine zweijährige Tätigkeit in Úsov
ÖStA/AVA Wien, Neuer Kultus, Israelitischer Kultus, D 5, vom 19. Sept. 1865 unter den 27 böhm. Vorbereitungsdozenten für die Preßburger Landesrabbinerschule.
Publikationen
Mitarbeiter der Zschr. Der Orient (1849-50)
„Einiges zur Schöpfungstheorie der Talmudisten“, MGWJ 1 (1851), S. 477-482
Bericht aus seiner Gemeinde; AZJ 1853, S. 492f
Erwiderung, AZJ 1854, S. 72
Jeschurun II, 6 (1855/56), S. 326ff; III, 6 (1856/57), S. 289-301. Rezension über Leopold Löws Bibeleinleitung
Die Stuhlweißenburger Wirren: Entgegnung auf ein Gutachten von Hirsch B. Fassel zu Gr.-Kanischa
Darf die Orgel in der Synagoge eingeführt werden?- Zur Falaschafrage
„Kritische Beleuchtung des in Paderborn 1883 von Dr. Justus ’Brimanus’ erschienenen Judenspiegel“, Jeschurun (Wien), Febr.-Mai 1883 [Separatdruck JNUL 22-V-18884]
Weitere Artikel in Jeschurun und Ben Chananja.
Epigraphik
Seine Grabstätte auf dem neuen Friedhof in Kolín-Zálabí erwähnt Hamáčková, „Kolín“, S. 116.
Literatur
AZJ 1851, S. 117
Steinschneider, Bodleiana, Bd. II, Sp. 1022
AZJ 1853, S. 570, Synagogeneinweihung
AZJ 1854, S. 72, Erwiderung auf Mitteilung wg. eines Sonntagsgottesdiensts für Handwerker
Unfreundliche Stellungnahme aus Úsov; Ben Chananja 1858, S. 532
„Die Stuhlweißenburger Wirren“, Ben Chananja 1860, S. 285-288 (288: „die wissenschaftlich längst banquerott gewordene Romantik“), S. 353-357, 389-392; dagegen „Die Stuhlweißenburger Wirren“, Israelit 1860, S. 143-146, 155-158, 466-169, 179-181
Israelit 1861, S. 405f, Rb. Illowy aus den USA gratuliert ihm zur Wahl in seiner Heimatstadt: „In Kollin, wo das Cigarrenrauchen am Sabbat noch nicht zur Aufklärung gehört und die Abschaffung der Bemäh Madliqin noch nicht als Fortschritt betrachtet wird, wird Herr G. in seiner rechten Sphäre sich bewegen“
Neuzeit 1864, S. 113, verunglimpft „die Pietisten oder die deutschen Chassidim, als deren Parteiführer Dr. [!] Hirsch in Frankfurt anzusehen ist, und dessen Affen die auf Rabbinatsstühlen in Österreich sitzenden Ausländer sind“
AZJ 1864, S. 721, G., der den Protest gegen Horwitz und Mannheimer als einziger böhmischer Rb. mitunterzeichnet hat, sei der Gem. in Bonyhád (Ungarn) als Rb. aufgedrängt worden
Trauungsbefugnis „in der Kultusgemeinde Kolin“, lt. Durchführungsverordnung vom 20. Juni 1877
Lippe 1879/81, S. 158f
Kayserling, „Jüdische Literatur“, S. 843
Ujvári, Magyar zsidó lexikon, S. 326
Gold, Böhmen (1934), S. 291
Doktoren und Dissertationen der Universität Ingolstadt-Landshut-München, Bd. VII, S. 30